Frischer Lehm für's alte Gemäuer
Ein Bericht von Manuel Fiedler & Constanze Höpken
Das Haus hinter dem ehemaligen Linxweiler Tor zu Ottweiler – das liegt weit weg von der Hauptstadt im schönen Saarland – ließ Bäckermeister Bach im Jahr 1739 im ortsüblichen Stil eines 2-geschossigen Stadthauses mit Krüppelwalm direkt an der Stadtmauer errichten. Es steht unter Denkmalschutz, denn Vieles von der originalen Bausubstanz hat die Jahre überdauert. Bei den Renovierungen seit 2017 tauchten unter Rigips-Wänden, vielen Tapetenlagen, Makulatur-Zeitungen und abgehängten Decken die originalen Außenwände aus Stein, Fachwerkwände im Inneren und die Lehmwickeldecken mit den originalen Eichen-Deckenbalken wieder auf. Schritt für Schritt gestalten wir die Räume in ein bequemes Wohnambiente um, ohne in die Substanz einzugreifen, aber auch ohne auf moderne Errungenschaften zu verzichten. Dabei kommen die Naturprodukte und beratenden Worte vom Lehmdiscount gerade recht.
Zwei Probleme beschäftigen uns am meisten: Die Decken müssen
repariert werden und warm soll es sein!
In der guten Stube haben einige Lehmwickel gelitten, sind aber doch noch so
stabil, dass wir sie in ihrem oberen Teil erhalten wollen. Schilfrohrmatten hat
uns Lehmdiscount geliefert, die wir unten an den alten, soliden Staken
befestigt haben. Wenn alles überputzt ist, wird man in den Feldern zwischen den
Eichenbalken die Reparaturen kaum erkennen.
Unsere Küche war schon immer die Küche des Hauses. Dicke Ruß-Schichten an Wänden und Decke zeugen von der offenen Feuerstelle, die im 18. und 19. Jahrhundert die Grundausstattung zum Kochen und Heizen war. Die Lehmwickeldecke hat das nicht überstanden, sie musste in den 1950er Jahren entfernt werden. Die erneuerte Decke, angehängt an die verbliebenen Eichenbalken, sah scheußlich aus: Auf Holzleisten, die man an die armen Eichenhölzer montiert hatte, haben wir Rapido-Lehmbauplatten geschraubt, darauf Armierungsgewebe zur Überdeckung der Fugen angebracht und alles mit Rapido-Universal-Lehmputz überdeckt. Auch hier wird man später die Unterschiede zu einer Original-Decke kaum wahrnehmen können, und die Rußpartikel am alten Holz werden zusammen mit einem Rest Jugendstiltapete an der Fachwerkwand die Geschichte des Raumes erzählen…
Ein Steinhaus ist kalt, aber dafür gibt es heute Gegenmaßnahmen. Eine Außenisolierung kam im historischen Ortskern natürlich nicht in Frage: Also her mit Innendämmung&Wandheizung! Zunächst haben wir Steico-Holzweichfaserplatten mit Rapido-Armierungsmörtel auf dem alten Kalkputz befestigt, dann herkömmliche Baumarkt-Metallgitter im Mauerwerk verankert und die Schlaufen der Wandheizung darangeknüppert. Eingebettet in zweischichtigen Rapido-Universal-Lehmputz macht sich schon jetzt ein wohltuendes Raumklima bemerkbar. Es fehlt noch der Feinputz, zum Einzug sind noch einige Schritte zu erledigen…
Unser schönster Fund – neben Zinnsoldaten und Münzen, Schreibgriffeln und einem Flintstein – war ein kleiner Papagei, den jemand in den 50er-Jahren auf die abgerissene Tapete gekritzelt hat! Er wird auch künftig in der Küche nicht fehlen!