Lehm - Holz - Installation im Sophiengarten
Vorwort
Das 'kleine Entwerfen Design/Build' fand in Zusammenarbeit
mit dem Gemeinschaftsgarten „Sophiengarten“ statt. Für die Planung und die
Erstellung einer gemeinsamem Zielsetzung waren mehrere persönliche Treffen mit
den GärtnerInnen geplant, um zu evaluieren was gewünscht und umsetzbar ist.
Durch die Corona-Pandemie war dies selbstverständlich nicht mehr möglich,
sodass sich die Zusammenarbeit auf „Zoom-Meetings“ im Rahmen der
Besprechungstermine, die wöchentlich am Freitag stattfanden, umverlagerte.
Einige der GärtnerInnen haben bereits während der Erarbeitung der Entwürfe ihre
Vorstellungen und Anmerkungen deklariert, wodurch im Entwurfsprozess darauf
eingegangen werden konnte. Ziel war ein Entwurf aus den Materialien Holz und
Lehm. Außerdem wurden die StudentInnen dabei in eine Art Wettbewerbssituation
versetzt. Das Küren eines einzelnen Gewinnerprojekts war jedoch nicht Tenor des
Vorhabens, so wurde bereits von Anfang an kommuniziert, dass mehrere
Gewinnerprojekte nicht ausgeschlossen, sondern vielmehr gewollt sind, damit aus
den besten Projekten ein gemeinsamer Entwurf hervorgehen kann.
Letztendlich wurden sowohl StudentInnen, als auch GärtnerInnen dazu
aufgefordert für jeden Entwurf numerische Bewertungen abzugeben. Im Rahmen
einer finalen Besprechung, an dem die StudentInnen aufgrund der Pandemie leider
nicht teilnehmen durften, haben sich die Betreuerinnen und GärtnerInnen auf den
Entwurf von Johanna und Franziska für den Pavillon und den Entwurf von Ayse für
das Bodenkonzept einigen können.
Bild 2 Ausgangssituation im Sophiengarten
Foto (c) Luisa Mihalyi
Ursprünglicher Entwurf des Pavillons
Natürlich war es uns wichtig bei unserem Entwurf auf die
Bedürfnisse der GärtnerInnen einzugehen. Diese hatten im Vorhinein geäußert,
dass eine räumliche Abtrennung zur Straße wünschenswert ist, da der Lärmpegel
der von der Fahrbahn ausgeht vor allem tagsüber ein normales Maß übersteigen
kann und dann die idyllische Atmosphäre trübt.
Auch ein Sonnenschutz in Form eines Sonnensegels war Teil des Entwurfs. Des
Weiteren wurde von den Initiatoren der Wunsch nach Sitzgelegenheiten geäußert.
Unser Entwurf bestand aus einem Pavillon mit einer geschlossenen und einer multifunktionalen
Wand. Die geschlossene Wand sollte zur Auflockerung der Flächen vier Muster
beinhalten, die in den Lehm geritzt werden sollten. In der Multifunktionswand
befand sich neben einer Vogeltränke und mehreren Bepflanzungsmöglichkeiten auch
ein Nistkasten für Vögel, ein Verstauungselement sowie ein öffentlicher
Büchertausch. Außerdem wurde in unserem ursprünglichen Entwurf eine weitere
„Spielwand“ integriert, die mit dem Pavillon verbunden war und den Kindern der
GärtnerInnen zur Verfügung stehen sollte.
Im Laufe der Auswahl des Gewinnerprojekts kristallisierte sich jedoch heraus,
dass keine Spielfunktionen benötigt werden und auch die Funktionen aus der
Multifunktionswand wurden aus unserem Entwurf entfernt. Übrig blieb demnach der
Pavillon, bestehend aus zwei Wänden. Die zur Straße gerichtete Wand ist
komplett geschlossen und die in Richtung Grünraum positionierte Wand wurde mit
einem „Fenster“ versehen. Sowohl die Maße, als auch die Positionierung wurden
von uns komplett überarbeitet und dem Bodenkonzept unserer Kommilitonin Ayse
angepasst, sodass beide Enwürfe miteinander fusionieren konnten.
Bild 3 Perspektive
Bild 4 Grundriss
Bild 5 Ansicht
Bild 6 Konstruktion
Foto (c) Johanna Huber, Fransizka Ducklauß
Bodenkonzept
Als Vorlage für das Bodenkonzept diente der Entwurf von
Ayse. Die Maße wurden angepasst, sodass sie mit dem Konzept des Pavillons und
den Gegebenheiten vor Ort fusionieren konnten. Das entstandene Bodenkonzept für
den Sophiengarten setzt sich vorrangig aus Europaletten zusammen, die eine
optische Verbindung zwischen dem Pavillon und den gegenüberliegenden
Sitzgelegenheiten schaffen. Für die Sitzgelegenheiten im überdachten Bereich
wurden ebenfalls Paletten verwendet, um so den Pavillon und die Sitzmöbel
optisch einander anzupassen.
Der Leichtbau der Konstruktion besteht aus übereinandergestapelten
Europaletten, sodass sich dort eine Sitzlandschaft bildet, die ebenfalls zum
Verweilen einladen soll. Mit Hilfe eines Arbeitsmodells konnte auf der
Baustelle noch einmal an der optimalen Positionierung der Paletten gearbeitet
und auch die vorhandenen Pflanzenbeete integriert werden. Nachdem ein
theoretischer Vorentwurf festgelegt war, wurden schließlich letzte
Entscheidungen beim Bau vor Ort getroffen. Dabei wurde versucht, sowohl
angenehme Sitzhöhen zu schaffen, als auch zusammen mit den Beeten ein
atmosphärisches Ensemble entstehen zu lassen. Einige der Paletten wurden um 90
Grad gedreht oder auch halbiert, um Leerräume oder unästhetische Bereiche zu
vermeiden.
Die Hohlräume in den Paletten wurden mit Leisten gefüllt, um Verletzungen zu
verhindern und angenehme Sitzflächen zu generieren. An den verdeckten unteren
Seiten der Paletten mussten Stahlgitter angebracht werden, um Ratten und
anderes Ungeziefer jeglicher Art unter der Konstruktion zu vermeiden. Gemeinsam
mit dem Entwurf des Pavillons entstand ein harmonischer Bereich, welcher zum
Verweilen einlädt und den GärtnerInnen sowie etwaigen BesucherInnen fortan als
Rückzugsort dient.
Bild 7 Perspektive
Bild 8 Modell
Bild 9/10 Rendering
Foto (c) Ayse Özsoy
Woche 1
In der ersten Woche der Bauphase mussten zunächst erst
einmal die Pläne neu gezeichnet werden. Nach der Besprechung der BetreuerInnen
und GärtnerInnen am Tag zuvor, wurden zwei Gewinnerprojekte gekürt. Eines für
den Pavillon und eines für das Bodenkonzept.
Die Gewinnerinnen wurden noch am Sonntagabend darüber informiert und am Montag
erfolgte dann bereits das erste Treffen. Nachdem einige generelle Dinge
besprochen wurden, mussten die beiden Projekte nun zusammengefügt werden. Der
Entwurf des Pavillons wurde den Maßen der Paletten, die für das Bodenkonzept
vorgesehen waren, angepasst und aufgrund des Wunsches des Bestehenbleibens der
Weide mussten die Dimensionen erneut verringert werden.
Die restlichen StudentInnen, die für diese Woche eingetragen waren, fuhren
direkt zum Sophiengarten und begannen mit dem Vermessen des Grundstücks. In den
folgenden Tagen wurde der Boden ausgehoben, was sich als eine ziemlich
aufwendige Arbeit herausstellte und es wurden die alten Fundamente entfernt.
Die Pläne wurden des Öfteren umgezeichnet, da sich vor allem in der
Dimensionierung stets einiges änderte. Weiterhin wurden Informationen bezüglich
der Materialbeschaffung eingeholt und im Verlauf der Woche wurden die Materialien
bestellt.
Bild 11 Aushub der Baugrube
Foto (c) Matthias Kriegler
Bild 12 Einbringen des Schraubfundamentes
Foto (c) Clemens Kaufmann
Bild 13 Ausrichtung der Schalung
Bild 14 Anmischen des Betons
Bild 15 Sägen der Schalungsbretter
Bild 16 Positionierung der Schalungen
Bild 17 Platzieren des Stützenfußes
Foto (c) Matthias Kriegler
Bild 18 Fundament mit Stützenfuß
Foto (c) Clemens Kaufmann
Mit Hilfe eines Arbeitsmodelles wurde die Positionierung der
Paletten für das Bodenkonzept besprochen. Nachdem der Boden ausgehoben war,
probierten es die StudentInnen mit Schraubfundamenten, was jedoch aufgrund des
zu harten und steinigen Bodens nicht funktionierte. Daraufhin wurden die Löcher
für die Betonfundamente gegraben und die Schalungen gebaut, sodass am Wochenende
die Fundamente gegossen werden konnten. Die Ausrichtung erfolgte mit einem
Laser und die Stützmittelpunkte wurden mit Hilfe von Seilen abgespannt, was
durch die Elastizität der Schnüre einiges Fingerspitzengefühl erforderte und
nicht auf Anhieb reibungslos funktionierte.
Die Woche endete mit dem Ausschalen der Fundamente, dem Verschließen der
entstandenen Löcher und dem Ebnen der Baugrube. Die BetreuerInnen koordinierten
den Betrieb der Baustelle und standen den StundentInnen mit Ratschlägen zur
Seite.
Woche 2
Die zweite Woche begann mit der Kieslieferung am Montag. Da
das Holz jedoch erst am Dienstag geliefert werden konnte, wurde der
Baustellenbetrieb daher für den Montag ausgesetzt. Die Verteilung der zehn
Zentimeter hohen Kiesschicht erfolgte dann am Dienstag und aufgrund eines
versehentlichen Fehlkaufs mussten bei den Schalsteinen zudem die Pläne erneut
geändert werden.
Nachdem die Schalsteine positioniert und der Kies verteilt war, wurde am
darauffolgenden Tag der Zaun durch die StudentInnen abmontiert. Leider wurde
wegen starken Regens der Bau für diesen Tag abgebrochen und es konnte erst am
nächsten Tag weitergebaut werden. Die Schalsteine mussten ausgehoben und erneut
positioniert werden, da diese fälschlicherweise zu tief und teils auch schief
eingesetzt wurden.
Dann konnte schließlich mit der Verarbeitung des Holzes begonnen werden. Der
Rahmen wurde aufgestellt und die Gefache angebracht, sodass sich erstmalig ein
echtes dreidimensionales Bild des Projekts abzeichnen konnte. Andere
StudentInnen erstellten unterdessen zahlreiche Lehmproben um die gewünschte
Pigmentierung und Zusammensetzung des Lehms herauszufinden. Aufgrund des
schlechten Wetters konnten am Ende der Woche leider erneut keine baulichen
Tätigkeiten auf der Baustelle stattfinden.
Bild 19 Kieslieferung
Foto (c) Clemens Kaufmann
Bild 20 Holzzuschnitte
Foto (c) Matthias Kriegler
Bild 21 Holzzuschnitte
Foto (c) Clemens Kaufmann
Bild 22 Aufstellung des Rahmens
Foto (c) Luisa Mihalyi
Bild 23 Sägen des Holzes
Bild 24 Montieren der Dachsparren
Foto (c) Clemens Kaufmann
Bild 25 Montieren der Gefache
Bild 26 Ständerwerk
Foto (c) Uros Miletic
Bild 27 Lehmproben
Bild 28 Lehm auf Schilfmatte
Foto (c) Franziska Ducklauß
Woche 3
In der dritten Woche wurden dann bereits die Paletten
geliefert und es konnte mit der Montage des Paletten-Bodens begonnen werden.
Zum Schutz vor Ratten und anderem Ungeziefer wurde an den Paletten am Rand des
Terassenbodens Hasendraht befestigt und es wurden einzelne Latten
festgeschraubt um die Lücken zu verschließen. Weiterhin wurden die OSB-Platten
aus dem Mobilen Stadtlabor des OPENmarx beschafft, die dann im weiteren Verlauf
zugschnitten und montiert werden konnten.
Die Schilfmatten, die als Untergrund für die Lehmschicht dienen, wurden an den
OSB-Platten mit Hilfe eines Industrietackers befestigt. Es folgten erneut
Lehm-Experimente, da sich das Team neu aufgestellt hatte und die Lehm-Workshops
innerhalb des Semesters wegen der Corona-Pandemie leider ausgefallen waren.
Anschließend konnte mit den Lehmausfachungen begonnen werden. Je nach
Rücksprung der einzelnen Gefache wurden drei verschiedenfarbige Lehmmassen
verwendet. Dazu mussten unterschiedliche Pigmente in den Lehm eingearbeitet
werden, der dann zusammen mit etwas Wasser mit Hilfe eines Betonmischer
verquirlt wurde. Der Lehm wurde daraufhin mit reichlich Schwung auf die
Schilfmatte geworfen um einen möglichst guten Verbund der Masse mit dem
Untergrund zu erzielen und anschließend glatt gestrichen.
Bild 29 Befestigung der Schilfmatte
Foto (c) Luisa Mihalyi
Bild 30 Schilfmatte auf OSB-Platte
Bild 31 Anmischen des Lehms
Foto (c) Matthias Kriegler
Bild 32 Euro-Paletten
Bild 33 Verlegung des Palettenbodens
Bild 34 Detailaufnahme Boden
Foto (c) Uros Miletic
Bild 35 Montage der Paletten-Landschaft
Foto (c) Luisa Mihalyi
Woche 4
In der vierten Woche wurde das Projekt fertiggestellt. Die
Paletten-Landschaft, wurde montiert und die Lehmausfachungen abgeschlossen. Auf
den ursprünglichen Plan in die Lehmflächen Muster einzuritzen, wurde verzichtet
und stattdessen wurden Blätter in den feuchten Lehm gedrückt, sodass diese ein
Muster hinterließen.
Weiterhin wurden aus den übrigen Paletten Sitzbänke gebaut und der schon
vorhandene Tisch gekürzt um sich der Dimension des Projekts anzupassen. Die
Holzflächen wurden abgeschliffen und nachdem der Lehm getrocknet war, wurden
die Oberflächen behandelt um sie witterungsbeständig zu machen. Die dunklen
Flächen wurden dafür mit Wachs behandelt, die mittleren Flächen wurden mit Leinöl
bestrichen und die hellen Flächen bekamen einen Anstrich mit einer
Lehmfixierung.
Bild 36 Paletten-Möbel
Foto (c) Philipp Stauss
Bild 37 Zwischenstand Palettenlandschaft
Foto (c) Uros Miletic
Bild 38 Anmischen des Lehms
Bild 39 Anbringen der Blatt-Muster
Bild 40 Muster-Proben
Foto (c) Luisa Mihalyi
Bild 41 Fertiges Blätter-Muster
Foto (c) Andrea Rieger-Jandl
Bild 42 Versiegeln der Lehmflächen
Foto (c) Clemens Kaufmann
Der Arbeitsprozess
Aufgrund der Tatsache, dass es im Grunde genommen zwei
Gewinner-Entwürfe gab, musste zuerst einmal der Entwurf des Pavillons mit dem
Entwurf des Bodenkonzepts zusammengefügt werden. Daraus ergab es sich, dass die
Maße des Pavillons gänzlich neu dimensioniert werden mussten.
Gebaut werden sollte also ein Pavillon aus Holz und Lehm, mit einer
geschlossenen, zur Straße gerichteten Wand und zum Donaukanal ausgerichteten
Sitzmöglichkeiten. Des Weiteren sollte eine Paletten-Landschaft errichtet
werden, die zum Verweilen dient. In der Planung wurden unter anderem Faktoren
wie der Straßenlärm, der Sonnenstand und unterirdische Leitungen
berücksichtigt. Die Arbeit auf der Baustelle umfasste nun die Umsetzung des
Entwurfs, wobei sich die StudentInnen immer wieder neuen Herausforderungen
stellen mussten, die eine Umplanung erforderten und die Zusammenarbeit des
ganzen Teams unabkömmlich machten.
Schon im Vorhinein, also vor Feststellung der Gewinner-Entwürfe, wurde Online
eine Tabelle erstellt, in die sich jeder Studierende für sieben Tage am Stück
eintragen musste. Dies sollte gewährleisten, dass sich das jeweilige Wochenteam
von Beginn an kennt und es keine ständigen Unterbrechungen durch die Einweisung
neuer Teammitglieder gibt.
In der Praxis ging dies allerdings nicht auf, da der Großteil der StudentInnen
auch andere Kurse belegte und somit nicht eine komplette Woche allen anderen
Unterrichtsfächern fernbleiben konnte. Daher kam es oft vor, dass sich die
Teams neu durchmischten, wodurch an jedem Morgen die Tagesziele mit allen
anwesenden StudentInnen besprochen wurden. Die Aufgaben wurden zugeteilt und es
bildeten sich Kleingruppen, die die zu erledigenden Arbeitsschritte
selbstständig ausführten und sich bei Fragen an die BetreuerInnen wenden
konnten.
Bild 43 Teambesprechung
Bild 44 Besprechung der Pläne
Bild 45 Abstimmung der Details
Foto (c) Matthias Kriegler
Das Team
Teil des Teams waren zum einen die BetreuerInnen des kleinen
Entwerfens Andrea, Flavia und Florian, die GärtnerInnen und die StudentInnen.
Die BetreuerInnen wechselten sich ab, und die StudentInnen kamen entsprechend
ihrer Eintragung in der OnlineListe. Gefordert vom Institut waren mindestens
sieben Tage pro StudentIn, jedoch war es selbstverständlich erlaubt und gern
gesehen, dass die StudentInnen bei Interesse so oft kommen konnten, wie sie
wollten. Einige StudentInnen waren wie gewünscht sieben Tage am Stück auf der
Baustelle vertreten, andere teilten sich ihre Anwesenheit in mehrere Blöcke
auf.
Die BetreuerInnen übernahmen vor allem die Koordination beim Wechsel der
Arbeitsgruppen. Die GärtnerInnen organisierten mit den BetreuernInnen das
benötigte Material, unterstützten die StudentInnen beim Bauen und sorgten für
die Verpflegung. StudentInnen, die handwerklich mehr Erfahrung hatten,
übernahmen die schwierigeren Arbeiten, wie zum Beispiel das Zuschneiden der
einzelnen Stützen und Träger, das Ausrichten der Betonfundamente und
Stützenfüße, und gaben den StudentInnen mit weniger praktischer Erfahrung
Tipps, wie sie sich am besten einbringen konnten. Da jeder der Studierenden
andere Qualitäten mitbrachte, konnten so alle voneinander lernen.
Die StudentInnen, die jede Woche neu dazu gekommen sind, haben sich sehr
schnell eingefunden und die Arbeit im Team auf der Baustelle hat im Großen und
Ganzen gut funktioniert. Einzig im Bereich der Kommunikation gab es einige
Hindernisse. So wurden Whatsapp-Gruppen zur Verständigung eingerichtet.
Allerdings wurden einige Infos dort nicht kommuniziert, sodass es teilweise zu
Missverständnissen kam. Diese konnten dann aber recht schnell aus der Welt
geschaffen werden.
Bild 46 Teambesprechung
Foto (c) Franziska Ducklauß
Arbeitssituation vor Ort
Bei allen Arbeiten im Garten wurde darauf geachtet, dass der
„private“ Gartenbereich nicht blockiert wird, um die GärntnerInnen bei ihrer
Arbeit nicht zu behindern. Strom und Wasser standen zur Verfügung.
Die Materialbeschaffung übernahmen die BetreuerInnen gemeinsam mit den
GärtnerInnen. Die StudentInnen des Gewinnerprojekts des Pavillons hatten im
Vorhinein mit unterschiedlichen Anbietern telefoniert um Preise und Konditionen
zu erfragen. Sämtliche Materialien wurden neu gekauft und leider nicht wie
geplant recyclet, da dies einen einfacheren Ablauf gewährleistete. Bis auf
einen Preisnachlass bei den Europaletten ließen sich außerdem keine Sponsoren
für das Projekt finden. Der bestehende Tisch und die Bänke, die die
GärtnerInnen schon einige Jahre zuvor gebaut hatten, wurden aufbereitet und
wieder in das Projekt integriert. Lehm und Holz wurden direkt auf die Baustelle
geliefert.
Ein Großteil der Schrauben und Montagewinkel wurde vom Sophiengarten gestellt.
Die restlichen Schrauben, Beton und Kleinteile wurden aus dem Baumarkt
beschafft. Das OPENmarx erlaubte uns ebenfalls auf einen Teil ihrer OSB Platten
zurückzugreifen um etwas Geld zu sparen. Über die vier Wochen der Bauzeit gab
es sowohl sehr heiße, als auch regnerische Tage. Bei leichtem Regen erfolgte
ein eingeschränkter Baustellenbetrieb, bei Wolkenbruch und Starkregen wurden
die Arbeiten eingestellt. Leider kam dies des Öfteren vor, aber der Entwurf
konnte trotz dessen in der geplanten Zeit umgesetzt werden. Auch die von den
GärntnerInnen beschriebene Hitze konnten die StudentInnen auf der Baustelle
erfahren, da es im Sophiengarten zur Mittagszeit kaum Schattenflächen gibt.
Ebenso wurde durch den starken Straßenlärm die Kommunikation erschwert.
Ein weiterer Punkt, der das Arbeiten auf der Baustelle beeinträchtigte, war die
Toilettensituation, da es im Garten keine Möglichkeit gab aufs WC zu gehen.
Durch die Aufteilung der Überwachungstätigkeit auf drei BetreuerInnen, kam es
des Öfteren zu Kommunikationsproblemen. Teilweise waren Aspekte, die mit einem
BetreuerIn abgesprochen wurden innerhalb weniger Stunden wieder nichtig, weil
ein anderer BetreuerIn nicht einverstanden war. Leichter wäre es gewesen wenn
es einen Hauptverantwortlichen gegeben hätte, an den sich vor allem das
Planungsteam der Gewinner-Entwürfe hätte wenden können. Durch das Fehlen dieses
Hauptverantwortlichen mussten Dinge oft mehrmals wieder umgeplant werden und es
wurde zwischendurch eine Krisensitzung per Zoom gefordert, die dann leider
nicht Zustande kam.
Es passierte auch, dass falsche Materialien (zum Beispiel Schalsteine mit
falschen Abmessungen) besorgt wurden, sodass Details erneut geplant werden
mussten und es wäre mit Sicherheit einfacher gewesen, wenn zwischen der Bekanntgabe
der beiden Gewinner-Entwürfe und dem Baubeginn ein paar Tage Zeit gewesen wäre.
So wurde auf der Baustelle bereits mit dem Bodenaushug und Abstecken der Maße
begonnen, obwohl es noch keinen neu ausgearbeiteten Entwurf gab, was unnötigen
Druck und Stress hervorbrachte.
Das „werx – werken im grätzel“ hat den StudentInnen bei komplizierteren
Eingriffen durch ihr Wissen und ihre Maschinen sehr weitergeholfen.
StudentInnen mit mehr praktischer Erfahrung haben die Errichtung des Pavillons
deutlich erleichtert. Ein Großteil der Holzbearbeitung wurde vor Ort mit
Stich-, Handkreis- und Kappzugsäge durchgeführt, für spezielle Schnitte stand
das „werx“ den StudentInnen zur Seite. Manche GärtnerInnen haben die
StudentenInnen mit Essen, Trinken, Kaffee und Kuchen versorgt und vermittelten
damit eine sehr willkommene Stimmung auf der Baustelle. Passanten, welche durch
die Baustelle angelockt wurden, verweilten im Garten und informierten sich über
das entstehende Projekt.
Bild 47 Gemeinsame Pause
Foto (c) Clemens Kaufmann
Bild 48 Zusammensitzen des Teams nach der Arbeit
Foto (c) Luisa Mihalyi
Soziales Lernen
Durch die handwerkliche und praktische Herangehensweise an
das Projekt lernten die StudentInnen die Architektur aus einer anderen
Perspektive kennen. Durch die Verknüpfung von Theorie und Praxis erkannten sie
die daraus resultierenden Probleme und die adäquaten Problemlösungen. Viele
Aspekte konnten erst auf der Baustelle, durch das Arbeiten und Beschauen vor
Ort endgültig besprochen und festgelegt werden. Durch das Wissen erfahrener
StudentInnen konnten die übrigen StudentInnen sich Fachwissen aneignen.
Auch im Umgang mit den Materialien mussten einige Besonderheiten bedacht
werden. So musste dafür Sorge getragen werden, dass das Wasser vom Holzboden
und den Stützen weitestgehend ferngehalten und der Lehm so in das Projekt
integriert wird, dass er nicht durch etwaiges Spritzwasser Schäden nimmt. Das
Regenwasser musste demnach von den mit Lehm gefüllten Gefachen ferngehalten
werden. Auch bei der Trocknung des Lehms zeigten sich einige Probleme, da sich
Risse bildeten und der Lehm teilweise abbröckelte. Dazu kam es, weil der Lehm
nicht stark genug auf die Schilfmatte geworfen wurde. All dies sind
Lernprozesse, die die StudentInnen und auch die GärtnerInnen aufgenommen haben
und für ihr weiteres Arbeiten mitnehmen konnten.
Die Rollenverteilung erfolgte in abgeflachten hierarchischen Strukturen. Die
StudentInnen der beiden Gewinnerteams waren mit der Umplanung und Verknüpfung
beider Entwürfe beauftragt und sollten diese mit den BetreuerInnen absprechen.
Außerdem kümmerten sie sich um die Einholung verschiedener Angebote für die
Materialien.
Die BetreuerInnen übernahmen die Koordination und beschafften die jeweiligen
Materialien zusammen mit einigen GärtnerInnen. Die übrigen StudentInnen
erhielten zu Arbeitsbeginn jeweils eine Einweisungn die an dem Tag zu
erledigenden Aufgaben und konnten anhand der Pläne viele Arbeitsschritte
eigenständig umsetzen. Teilweise konnten Fragen bei auftretenden Problemen auf
der Baustelle jedoch nicht zeitnah mit den Planerinnen abgesprochen werden, da
diese aufgrund des Prüfungsund Abgabemonats nicht täglich anwesend sein
konnten. Eine Kommunikation mit den BetreuerInnen war schwer, da unter Ihnen
nicht immer Einigkeit herrschte. So mussten gewisse Dinge oft mehrmals
umgeplant werden und es herrschte Unklarheit bei der Planung und dahingehend
auch bei der Umsetzung auf der Baustelle.
Eine besondere Herausforderung im Bereich des Sozialen war der ständige Wechsel
der StudentInnen. Der Arbeitsfluss wurde dadurch erst wieder nach einigen
Stunden erreicht, da oftmals neue Einweisungen und Erklärungen nötig waren. Es
entwickelte sich trotzdessen ein gutes Sozialgefüge und eine damit verbundene
entspannte Atmosphäre.
Spezifische Lernerfahrung Johanna Huber
Da der Entwurf von mir und meiner Projektpartnerin für die
Umsetzung im Sophiengarten gewählt wurde, waren wir gleich am Anfang sehr
intensiv mit der Anpassung und Ausarbeitung unseres Projektes beschäftigt. Da
das Projekt mit dem Bodenkonzept einer anderen Studentin kombiniert wurde,
musste nocheinmal sehr viel geändert und angepasst werden. Auch spontane
Änderungen, welche direkt auf der Baustelle beschlossen wurden, konnten
schließlich noch integriert werden. Da unsere Detailplanung im Gange war, während
auf der Baustelle schon an dem Aushub und den Abmessungen gearbeitet wurde, war
die Kommunikation und effiziente Arbeitsweise oft eine Herausforderung.
Nachdem der Großteil der theoretischen Planung abgeschlossen war, durfte ich
ebenfalls auf der Baustelle mithelfen. Gemeinsam mit anderen StudentInnen half
ich bei der Ausrichtung und dem Eingießen der Betonfundamente, was für mich
eine völlig neue Erfahrung war. Hier konnte ich von den anderen Studenten
einiges lernen. Auch das Mitbringen des Lasergerätes eines Studenten war dabei
sehr hilfreich. Ich genoss es sehr, die theoretischen Kenntnisse einmal in die
Praxis umsetzen zu dürfen und dabei auch physisch mit anpacken zu können.
Aus Zeitgründen war es mit erst wieder in der dritten Woche möglich, auf der
Baustelle zu helfen. Gemeinsam mit einer Betreuerin erstellten wir Lehmproben,
um vor Ort zu entscheiden, welche Gefache mit welcher Optik versehen werden
sollten. Hier hatte ich, neben anfänglichen Versuchen zu Hause, erstmals die
Möglichkeit direkt mit Lehm arbeiten zu können und verschiedene Techniken zu
probieren. Vorallem das Anbringen auf die Schilfmatten erforderte bei mir
mehrere Versuche. Mit Hilfe von dunklen und hellen Pigmenten versuchten wir
drei passende Farbtöne für unseren Spezifische Lernerfahrung Johanna Huber
Entwurf zu finden.
Die Unterstützung unserer Betreuerin war dabei sehr hilfreich. In der vierten
Woche konnte ich sowohl mit dem Lehm arbeiten, als auch an den
Sitzgelegenheiten aus Holz sägen und schrauben. Hier erkannte ich sofort
wieder, dass ich sehr gerne mit Holz arbeite. Ich denke für das Arbeiten mit
Lehm bin ich teilweise einfach zu ungeduldig, was aber durchaus ein wertvoller
Lernprozess für mich war. Als schließlich die Holz-Lehm-Installation im
Sophiengarten fertiggestellt war, war ich doch ein bisschen stolz auf uns.
Mir gefällt das Endergebnis trotz einiger Änderungen des ursprünglichen
Entwurfes sehr und empfinde es als sehr gelungen. Vorallem Dinge wie die Weide
in der Mitte oder die vorhandenen Blumenbeete, die spontan nocheinmal mit
eingebunden wurden, tragen nun erfolgreich zu einer gemütlichen Sitzecke mit
bei. Ich denke, dass auch die GärtnerInnen nun Freude damit haben.
Im Großen und Ganzen hat das Arbeiten während dieser vier Wochen ganz gut
funktioniert. Die Kommunikation zwischen den Gruppen der einzelnen Wochen, aber
auch zwischen der BetreuerInnen war teilweise eine große Herausforderung.
Trotzdem ist schlussendlich ein sehr gut gelungenes Endergebnis daraus
entstanden, welches sich auf jeden Fall sehen lassen kann.
Bild 49 Erstellung von Lehmproben
Foto (c) Luisa Mihalyi
Spezifische Lernerfahrung Franziska Ducklauß
Da meine Partnerin und ich zu den Teams gehörten, wessen
Entwurf umgesetzt wurde, waren wir vom ersten Tag an mit der Planung
beschäftigt. Wir mussten den größten Teil unseres Vorhabens umplanen, da in
unseren Entwurf des Pavillons ein Bodenkonzept einer anderen Studentin
integriert werden sollte. Der Pavillon musste also an die Maße der Paletten für
den Boden angepasst werden und wurde außerdem mehrmals in seiner
Dimensionierung überarbeitet. Wir waren demnach in der ersten Woche, in der wir
auch für die Baustelle eingetragen waren, damit beschäftigt, zu planen und zu
organisieren, was unter anderem auch die Materialbeschaffung betraf.
Des Weiteren haben wir die Fundamente gegossen, nachdem eine Gruppe anderer
StudentInnen den Aushub übernommen hatte. Ausgeprägte mathematische Kenntnisse
und logisches Denken waren für die Umsetzung dieses Projekts unabkömmlich. Oft
mussten Details neu geplant und besprochen werden, wenn es beispielsweise nicht
möglich war, genau die Materialien zu beschaffen, die vorgesehen waren. Es war
also von Vorteil sich schnell in die Ideen anderer Teammitglieder
hineinversetzen zu können, da es natürlich auch vorkam, dass andere
StudentInnen Ideen hatten, die wir für die Planung übernahmen.
Durch mehrere frühere Erfahrungen in der Umsetzung von 1:1 Projekten an der TU
Berlin, wusste ich im Vorhinein, dass die Kommunikation innerhalb eines so
großen Teams nicht immer einfach ist. Ich habe daher versucht alles so
transparent wie möglich abzusprechen, sodass sich niemand übergangen fühlt.
Meine Partnerin und ich haben Entscheidungen zudem immer zusammen getroffen,
bevor wir sie mit den verantwortlichen BetreuerInnen abgesprochen haben. Ich
fand es außerdem spannend, das Sozialgefüge auf der Baustelle zu beobachten,
das sich aufgrund der wöchentlich wechselnden Teams immer neu organisierte.
Was die technischen und baulichen Aspekte des Projekts betrifft, lernte ich vor
allem natürlich den Umgang mit Lehm. Meine Partnerin und ich haben in der
zweiten Woche verschiedene Lehmproben gemacht und diese mit unterschiedlichen
Pigmenten versehen. Dabei hatten wir Unterstützung von einer der Betreuerinnen,
die uns genau erklärte wie man den Lehm am besten anbringt, sodass er möglichst
gut an den Schilfplatten haftet.
Des Weiteren finde ich es immer wieder interessant, die verschiedenen
Fähigkeiten der Teammitglieder zu beobachten und von ihnen zu lernen, sei es
beim Umgang mit Holz oder dem Vermessen der Fundamente. Der Moment in dem ich
zum ersten Mal den fertigen Pavillon sah, war für mich sehr besonders. Ich
hatte das Gefühl, dass im Endeffekt trotz einiger Schwierigkeiten in der
Kommunikation und Planung alles viel schneller ging, als zuvor erwartet.
Als ich dann beim Abschlussfest, das die GärtnerInnen für uns veranstaltet
haben, den Pavillon zum ersten Mal komplett und in Benutzung sah, war ich sehr
stolz. Ich finde es ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn man seine eigenen
Projekte dann auch tatsächlich betrachten kann.
Bild 50 Mischen des Betons
Foto (c) Flavia Matei
Spezifische Lernerfahrung Matthias Kriegler
Sehnsüchtig habe ich das ganze Semester auf die Umsetzung
des Projekts hin gefiebert. Welches Projekt umgesetzt werden würde spielte für
mich keine Rolle, es sollte einfach die beste Lösung für den Bauplatz bieten
und nach dem Onlinesemester die ganze Gruppe wieder vereinen.
Aufgrund meiner Baustellenerfahrung habe ich mich für die komplette erste Woche
eingetragen, in welcher die Baustelleneinrichtung, das Vermessen und das
Einbringen der Fundamente sowie das Setzen der Stützenfüße geplant war. Neben
den BetreuerInnen übernahm ein Unikollege und ich die Leitung für die Arbeiten
in dieser Woche. Einmal mehr zeigte mir das Projekt, dass auf der Universität
kaum praxisnahes Wissen vermittelt wird aufgrund dieser Tatsache bin ich sehr
dankbar auf mein HTL-Wissen, meine Baustellen- und Handwerkserfahrung zurück
greifen zu können. Ebenso wichtig war es mathematische Grundkenntnisse auf in
die Realität zu übertragen.
Mein Zugang zu Spezialgeräten, wie Rotationslaser oder einer guten
Schlagbohrmaschine und die Fähigkeit damit zu arbeiten, erleichterte uns das
Ausrichten der Fundamente erheblich, da das zu Verfügung gestellte Werkzeug
dafür nicht optimal war. In den weiteren Wochen sah ich mich eher als Besucher,
da weitere Projekt ebenfalls in die finale Phase gingen konnte ich nur noch
sehr wenig Zeit für das Lehmbauprojekt aufbringen, um das Projekt zu besuchen
oder daran zu arbeiten.
Leider war mein persönlicher Eindruck der Projektplanung, dass es nicht optimal
organisiert wurde und auch die Wünsche der SophiengärtnerInnen nicht mehr
beachtet wurden. Ebenfalls war die fast täglich wechselnde Vertretung der
Universität, gerade in der ersten Woche, nicht sehr förderlich für einen
reibungslosen Ablauf.
Einen echten Lernerfolg könnte ich persönlich leider nicht aus dem Projekt
ziehen, lediglich, dass eine gute Planung und Organisation, sowohl im Bereich
des Entwurfs der Materialien und der Arbeitseinteilung maßgeblich für den
Projekterfolg ist.
Mein Fazit des Projektes ist, dass nicht jeder das Glück hat schon in jungen
Jahren Baustellenerfahrung zu sammeln und daher auch einiges an Wissen erst
erlernt werden muss. In der Zusammenarbeit mit anderen StudentInnen muss viel
Geduld und Einfühlungsvermögen aufgebracht werden um sein eigenes Wissen
sinnvoll teilen zu können und eventuell auch von dem Wissen der anderen
profitieren zu können.
Als das Projekt fertiggestellt war und ich es zum ersten Mal besuchen konnte
war ich etwas enttäuscht, da die Arbeiten der ersten Woche (Fundament,
Stützenfüße, Kies) nicht mehr sichtbar waren, jedoch ist das Projekt im Großen
und Ganzen sehr stimmig und passend geworden, so dass ich auch gerne öfter
vorbeischauen werde. Ich bin sehr froh, dass ich an dem Projekt mitarbeiten
durfte.
Bild 51 Einbringen von Schraubfundamenten
Foto (c) Clemens Kaufmann
Spezifische Lernerfahrung Luisa Mihalyi
Für mich war die Arbeit auf der Baustelle ein wertvoller
Lernprozess. Eine tolle Chance, das zum Großteil theoretische Wissen aus dem
Studium in der Praxis anzuwenden.
Mit aus den Plänen resultierende Problemstellungen, beispielsweise wegen
mangelndem Informationsgehalt, welche im Studium nur am Papier in
zweidimensionaler Form besprochen werden, vor Ort während der Realisierung
umzugehen und gemeinsam mit meinen KollegInnen Lösungen/Detaillösungen zu
finden. Mit den eigenen Händen zu arbeiten und ein Gefühl für die Dimensionen
und Baumaterialien und deren Möglichkeiten zu bekommen. Die Notwendigkeit von
schneller und effizienter Entscheidungsfindung auf der Baustelle. Grundsätzlich
ist für das Arbeiten auf einer Baustelle ein allgemeines Verständnis für den
Umgang mit Werkzeugen und handwerkliches Geschick von Nöten.
Der Fokus bei dem Projekt im Sophiengarten lag auf dem faszinierenden Baustoff
Lehm mit welchem die meisten von uns zum ersten Mal gearbeitet haben. Die
Corona-Umstände verhinderten den ursprünglich geplanten Lehm Workshop, welcher
uns einen ersten Eindruck/ein Gefühl für das Material verschaffen sollte. Doch
nach einer Einführung auf der Baustelle im Juni, bei der wir erstmals die
Lehmmischung mit Wasser und verschiedenen Farbpigmenten mischten und ein paar
kleine Experimente durchführten, war die Arbeit mit dem Lehm einfach.
Die Ausfachungen der Wand des Pavillons bestehen aus OSB-Platten, auf welche
wir Schilfmatten in horizontaler Ausrichtung angebracht haben. Diese dienen als
Träger für die Lehmmasse. Bei dem Einbringen des Lehms auf die Wand war zu
beachten, dass die tennisballgroßen Lehmbatzen, welche man auf die Platte
wirft, mit einer gewissen Kraft aufgebracht werden.
Die Lehmmasse muss mit der Schilfmatte einen Verbund eingehen, um auf der
vertikalen Wand haften bleiben zu können. Es kann passieren, dass der
getrocknete Lehm, dessen Gewicht nicht zu unterschätzen ist, wieder von der
Platte abbröckelt. Diese Stellen mussten wir dann abschlagen und ausbessern.
Des Weiteren sind durch den Trocknungsprozess Risse im Lehm aufgetreten, die
Mithilfe von Wasser und frischem Lehm ausgebessert wurden. Schlussendlich
wurden die Lehmoberflächen mit Wachs, Leinöl oder einer Lehmfixierung behandelt
und somit versiegelt.
Besonders spannend war auch, als wir versuchten ein altes
Betonstreifenfundament auszugraben. Laut den GärtnerInnen wurde bereits mit
einem Bagger probiert dieses zu entfernen – doch ohne Erfolg, nach einigen
Anläufen gelang es Uns, dieses mit der Spitzhacke aus dem Boden zu stemmen. Das
selbstständige Arbeiten auf der Baustelle war eine interessante und lehrreiche
Abwechslung zu den theoretischen Entwurfsaufgaben des Studiums von der ich in
vielerlei Hinsicht profitiere. Auch das Zusammenarbeiten mit anderen
Studierenden, mit und von meinen KollegInnen zu lernen, hat den ganzen
Bauprozess zu einem tollen Erlebnis gemacht.
Bild 52 Aushub der Baugrube
Foto (c) Matthias Kriegler
Spezifische Lernerfahrung Uros Miletic
Bei der Aufstellung der Stützen und Wände war das
studienbezogene Fachwissen natürlich vom Vorteil. Vor allem bei der
Detaillösung in der Sockelzone. Die praktische Ausführung der Lehmausfachungen
waren für mich nicht neu, jedoch die Detailausführung – mit welchen Eingriffen
sich die Struktur, Plasizität, Farbe, Konsistenz etc. des Lehms verändern und
bearbeiten lässt.
Durch das bisherige Arbeiten im Team, auf der Uni und im Büro, war für mich das
Koordinieren auf der Baustelle wesentlicher Bestandteil meiner Anwesenheit –
die Koordination mit den StudentInnen und GärtnerInnen untereinander. Man lernt
in einer neuen Art und Weise mit Lehm und Holz zu arbeiten, versucht gemeinsam
zur bestmöglichen Lösung zu kommen und gleichzeitig lernt man voneinander.
Beispiele dafür waren auf der einen Seite die gemeinsamen Lösungsfindungen für
das Detail in der Sockelzone mit der Studentenkollegin Johanna Huber und auf
der anderen Seite die Aufstellung der beiden Rahmen für die Wände. Hier wurde
lange mit den StudentenkollegInnen diskutiert, ob wir die Rahmen zuerst
horizontal am Boden verschrauben, um sie dann vertikal aufzustellen, oder ob
wir die Rahmenelemnte einzeln auf die Stützenfüße aufstellen, um sie dann
zusammenzuschrauben.
Man entschied sich für die erste Variante. Die Spanne zwischen Entwurf und
Schlussstein ist für mich ein Prozess, wo man immer wieder Neues lernt und sich
weiterentwickelt. Es gab schöne kleine Glücksmomente, wenn man sich bewusst
wurde, wie Architektur mit anderen Professionen verschmilzt. In diesem Fall war
die Profession das Gärtnern – der Umgang mit Nutz- und Zierpflanzen, vor allem
im gestalterischen Hinblick.
Nach der Fertigstellung der Baustelle und Inbetriebnahme der
Holz-Lehm-Installation kam ein Gärtner auf mich zu und wir diskutierten über
die Nutzung von Pflanzen in der Landschaftsarchitektur und Fassadengestaltung.
Er belehrte mich, wie man Rankpflanzen richtig und effektiv für die Architektur
ensetzen und nutzen kann. Es gab einen intensiven Austausch von Wissen zwischen
den ArchitekturstudentInnen und GärtnerInnen und somit auch ein intensives
soziales Lernen in kreativen Prozessen.
Das soziale Schaffen von Architektur – vom gemeinsamen Aufstellen der Wände,
Stützen und Träger, wobei man den Raum zum ersten Mal wahrnimmt, bis zur
Einweihungsfeier nach der Fertigstellung, wobei man den Raum zum ersten Mal belebt
wahrnimmt – war für mich ein Erlebnis, welches mir besonders in Erinnerung
geblieben ist.
Bild 53 Skizze Sockelzone
Bild 54 Inbetriebnahme der Lehm-Holz-Installation
Foto (c) Andrea Rieger-Jandl
Bild 55 Tagaufnahme
Foto (c) Philipp Stauss
Bild 56 Nachtaufnahme
Foto (c) Matthias Kriegler